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Karijini Nationalpark

  • Autorenbild: Brigitte Küng-Reber
    Brigitte Küng-Reber
  • 17. Sept. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Wir hatten nun einige Tage lang kaum Telefon- und Internetverbindung während unseres Aufenthalts im Karijini-Nationalpark. Nach zwei Nächten im Dales-Campground sind wir zum Karijini Eco Retreat umgezogen, ebenfalls ein Campingplatz des Nationalparks. Es gibt im ganzen Park nur diese zwei Übernachtungsmöglichkeiten. Das Campen irgendwo im Freien ist verboten.

Ein paar Worte zum Campieren: für Reto ist „ Camping Feeling“ ein Unwort, mit dem er einen behelfsmässigen Zustand beschreibt, der ihm normalerweise gar nicht behagt. Und trotzdem sind wir jetzt hier und tun genau das: Campen. Der erste Tag war schon eine Herausforderung, denn das Fahren mit dem schweren 4WD-Gefährt war fordernd und all die vielen Features überforderten uns. Jetzt haben wir aber eine Routine entwickelt und stellen im Handumdrehen unser Freiluft-Wohnzimmer, unsere Küche und unser Schlafzimmer auf. Wir haben ein tolles Auto, das uns vollkommen unabhängig macht, solange wir Benzin und Wasser haben. So können wir Orte besuchen, die sonst nicht zugänglich wären. Wir haben ein Schlafzelt auf dem Dach, das überraschend bequem und gemütlich ist und das genug weit weg vom Boden entfernt ist, dass uns nachts keine Krabbeltiere, Schlangen oder Dingos (wilde Hunde) überraschen können. Wir verfügen über eine kleine Solaranlage auf dem Dach, Kochplatten, einen Kühlschrank, Tisch und Stühle, einen Wassertank und sogar LED-Licht für abends, wenn es dunkel ist. Und wir haben feine Zutaten dabei, so dass wir jeden Tag Mahlzeiten nach unserem Geschmack geniessen. Morgens gibt es frische Früchte, Müsli und Joghurt und einen starken Kaffee. Mittags improvisieren wir je nachdem, wo wir gerade sind oder bereiten etwas schnelles zu, zum Beispiel Avocado auf Toast mit einem Spiegelei. Abends wird gekocht: Pasta, Gemüse-Curry mit Tofu, mexikanische Bohnen-Wraps Guacamole - wir müssen definitiv nicht darben und essen besser als in Perth.

Der Nationalpark ist geprägt von trockener und zum Teil leuchtend roter Steppenlandschaft, auf der das dornig wirkende, grün-bläuliche Spinifex-Gras in runden Kreisen wächst. Eukalyptusbäume und riesige Termitenhügel sind überall verstreut. Jetzt, im australischen Frühling, wachsen auch überall bunte Blumen, welche die Landschaft viel lebendiger wirken lassen.

Die Landschaft ist meistens recht flach oder leicht hügelig, in der sich Schluchten (Gorges) gebildet haben, indem die Kontinentalplatten auseinander gedriftet sind.

Die Gesteinsschichten hier sind offenbar besonders alt und sehr faszinierend. Wir haben verschiedene Schluchten durchwandert und alle haben einen eigenen Charakter. Nicht in allen, aber in vielen, kann man baden. Ein paar Impressionen vom Dales Gorge, unserer ersten Schlucht, habe ich bereits geteilt. Anbei habe ich versucht, eine Auswahl der besten Fotos von jedem Gorge auszuwählen, was ziemlich schwierig ist angesichts der vielen faszinierenden Blickwinkel und immer wieder anderen Szenerien, die sich uns geboten haben.


Kalamina Falls:

Ein recht breiter Canyon mit einer Flusslandschaft und verschiedenen natürlichen Pools kann auf einem 3 km langen Pfad erkundet werden. Die unterschiedlichsten Gesteinstypen wechseln sich ab und man geht auf metallisch wirkenden Platten - unglaublich faszinierend.


Hamersly Gorge:

Man muss ein gutes Stück Fahrt auf Schotterstrassen auf sich nehmen, um an den Ausgangspunkt zu gelangen. Danach wird man aber mit einem unglaublich schönen Naturkunstwerk belohnt. Besonders am Hamersly Gorge sind die gefalteten Gesteinsschichten. Sich vorzustellen, dass diese alleine durch den Druck der Kontinentalplatten entstanden sind, ist total verrückt.


Joffrey Gorge:

Diese Schlucht befindet sich direkt neben unserem Campingplatz, dem Karijini Eco Retreat. Wir sind gegen Abend noch diese Schlucht runter gestiegen und fanden uns nach einem kurzen Spaziergang durch die Talsohle in einem runden Saal aus Fels wieder. Manchmal läuft hier noch ein Wasserfall runter, was nicht der Fall war. Trotzdem war es ein magischer und wunderschöner Ort.


Hancock Gorge:

Heute mussten wir uns auf nasse Abschnitte gefasst machen. Auf dem Programm stand zuerst der Hancock Gorge, der teilweise sehr schmale Passagen hat, in denen man teils über den Fels klettern und teils durchs Wasser gehen muss, das bis brusthoch reichen kann.

Weano Gorge:

Diese Schlucht wird von fast rotem Gestein flankiert, das einen wunderschönen Kontrast mit dem Grün auf der Talsohle darstellt. Hier kann man nicht baden, ist dafür praktisch alleine unterwegs.


Knox Gorge:

Er gilt als der anspruchsvollste Gorge und hat es tatsächlich in sich. Der Abstieg ist recht rutschig mit viel losem Gestein und unten angekommen gibt es ein, zwei sehr schmale Passagen, bei denen Klettern angesagt ist. Es ist die Schlucht mit den höchsten Felsen, die sich beidseits steil nach oben ringen. Zwei wunderschöne Pools haben wir auch gefunden, allerdings zum Baden nicht so einladend.


Noch ein Wort zur Tierwelt: in der Gegend gibt es viele Dingos und man wird gewarnt, was zu tun sei, wenn man einem begegnet. Tatsächlich hatten wir direkt auf dem Campingplatz einen angetroffen, der offensichtlich vom Barbecue-Geruch angelockt wurde. Direkt bedroht haben wir uns nicht gefühlt , aber so ganz wohl war uns auch nicht. Dingos sollen für Menschen ungefähr so gefährlich sein wie Wölfe bei uns. Schlangen jagen uns dann schon viel mehr Angst ein. Bis heute Nachmittag sind wir keiner begegnet. Auf der letzten Wanderung ist eine Schlange unter einem Stein direkt auf dem Wanderweg verschwunden. Das erstaunt schon, würde man doch erwarten, dass diese Tiere nicht ausgerechnet dort sind, wo immer wieder Menschen vorbeigehen. Es gibt hier Schlangen, die zu den weltweit gefährlichsten gehören. Automatisch gibt man acht, wohin man den Fuss oder die Hände setzt, und hat gehörig Respekt. Hier gibt es auch weisse Papageien, die in Gruppen herumfliegen und Bohnen von einer bestimmten Eukalyptusart fressen. Mit Fliegen und anderen Insekten hatten wir bisher grosses Glück. Es gibt schon immer einzelne Fliegen, die um einen herum kreisen, aber bisher nicht die befürchteten Schwärme, die auch auftreten können.






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